Zu Gast bei: TSV Steinbach – KSV Hessen Kassel // Endstand: 2:2 // Regionalliga Südwest
// 1450 Zuschauer
Viel Tradition zu Gast auf’m Dorf
Steinbach ist ein Idyll – malerisch gelegen zwischen den sanften Hügeln des Rothaargebirges. Viel Wald, viel Wiese, eine Kapelle, etwa 650 Einwohner – halt alles was ein Dorf so braucht. Dass hier alle zwei Wochen die große Welt der Fußballtradition vorbeischaut, das kann man dem Dorf nicht ansehen. Dennoch ist es so: Der TSV Steinbach spielt seit dieser Saison in der Regionalliga Südwest. Die Gegner heißen nicht mehr Hadamar, Vellmar oder Flieden – sie heißen jetzt Waldhof Mannheim, Kickers Offenbach oder KSV Hessen Kassel.
Viel Geld und sechs Aufstiege in sieben Jahren haben es möglich gemacht: Der TSV Steinbach darf jetzt in der Liga mitkicken, in der einige der gegnerischen Vereine viele Fans mitbringen. Menschen-Invasionen, wie sie Vereine wie Waldhof Mannheim, mit sich bringen – die hätten die Hessen auf ihrem ursprünglichen Sportplatz nicht aufnehmen können. Auch die Infrastruktur im Dorf ist nicht darauf ausgelegt, größeren Fanmassen standzuhalten. So hat der TSV zusammen mit der Stadt Haiger entschieden, ab 2014 das einstige Oberligastadion im Sportzentrum Haarwasen in Haiger zu nutzen. Entfernung: Etwa 10 Autominuten.
Auf dem Grund dieses Stadions hat schon Eintracht Haiger von 1980 bis 1997 in der Oberliga Hessen gespielt. Sternstunde auf dem Haarwasen war die zweite Hauptrunde des DFB-Pokals in der Saison 1984/85. Da nämlich schlug Eintracht Haiger vor 4.000 Zuschauern den damaligen Bundesligisten Karlsruher SC. Für die Badener stand damals ein gewisser Joachim Löw auf dem Feld.
Seitdem Eintracht Haiger 2003 in den Konkurs ging, hat das Stadion im Sportzentrum Haarwasen keine großen Spiele mehr gesehen. Das hat sich nun mit dem Regionalligaaufstieg des TSV Steinbach geändert. Jetzt sind sie wieder da, die klangvollen Namen des Fußballgeschäfts.
Und der TSV Steinbach hat zusammen mit der Stadt Haiger einen ansprechenden Rahmen geschaffen. Das Stadion im Sportzentrum Haarwasen ist durch massiven Um- und Ausbau regionalligatauglich geworden. Wenn man die Anlage – auf einem Hügel gelegen – betritt, dann fällt einem zuerst die Haupttribüne ins Auge. Neun Reihen Sitzplätze übereinander, dazu einige Stehplätze und der VIP-Bereich in der Mitte versprühen einen Hauch Profifußball-Atmosphäre. Neben der Tribüne gibt es noch Stehreihen. Auf der Südwestseite – hinter einem der Tore – befinden sich die Gästestehplätze – bestehend aus fünf Reihen übereinander gesetzter Steine. Hinter dem anderen Tor finden sich die Heimfans auf drei Stehstufen ein.
Skurril ist auf jeden Fall die Tribüne auf der Gegenseite. Die besteht aus drei Reihen übereinander gestapelter Europaletten. „Ein Provisorium. Wir erstellen gerade zusammen mit der Stadt Haiger einen Bebauungsplan. Am Ende wollen wir statt der Holzpaletten eine richtige Tribüne auf der Gegenseite haben!“, sagte TSV Steinbachs Mäzen Roland Kring. Ein weiteres Charakteristikum ist der unterirdische Spielertunnel. Der leitet die Spieler von den Umkleidegebäuden hinter der Haupttribüne unter selbiger hindurch bis aufs Spielfeld.
Das Stadion im SIBRE-Sportzentrum Haarwasen ist eine sehr sehenswerte Anlage. Das liegt vor Allem am Charakter des Halbfertigen. Die Europaletten-Tribüne ist ein Highlight, das ich so auch noch nicht gesehen habe. Einen Besuch in Haiger kann ich auf jeden Fall empfehlen.
Links:
Stadionseite auf der Homepage des TSV Steinbach
Kritisches Interview der Rheinischen Post mit TSV-Mäzen Roland Kring
Europlan-Seite u.a. mit Bildern vom Haarwasen vor dem Umbau
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