Mechernich – Eifelstadion

Zu Gast bei: TuS Mechernich 1897 – Bedburger BV // Endstand: 2:1 // Eifelstadion // Bezirksliga Mittelrhein Staffel 3 / ca. 60 Zuschauer

Der Besuch beim TuS Mechernich ist der amtliche Beweis: Spontane Entscheidungen bergen oft positive Überraschungen.

Der kleine Bahnhof in Mechernich

Eigentlich war es mein Ziel, das Pokalfinale des Kreises Gelsenkirchen anzusteuern. Denn das hatten die Verbandsoberen zum Wohlgefallen vieler Groundhopper in die legendäre Schüssel “Vestische Kampfbahn” nach Gladbeck verlegt. Da das mit dem pünktlichen Feierabend aber nicht so funktioniert hat und man die “Vestische” nicht so einfach mit den Öffis erreicht, musste nun ein Alternativplan her. Einen so angenehm-frühsommerlichen Abend kann ich schließlich nicht auf der Couch verbringen. Hektisch habe ich meinen Smartphonekalender durchforstet, hochgescrollt, runtergescrollt, links gewischt, rechts gewischt. Dann plötzlich stach es mir ins Auge: TuS Mechernich, Eifelstadion. Das klingt nach einem gutbürgerlichen Fußballmenü. Das wird es werden. Nichts wie ab zum Kölner Hauptbahnhof. Gleis 7, 47 Minuten Fahrt, das ist machbar.

Sanfte Hügel und sanfte Wege
Sanfte Hügel umgeben die Eifel-Kleinstadt Mechernich. Der Weg vom Hauptbahnhof zum Eifelstadion dauert zu Fuß maximal 10 Minuten. Die Straße dorthin ist etwas löchrig. Links und rechts stehen aber ganz hübsche Häuser. Die kleinen Vorgärten lassen vermuten: Hier ist das Kleinbürgertum zuhause. Den Stadioneingang muss man vom Bahnhof kommend etwas suchen. Eine Dreiviertelrunde um die Anlage muss man schon zurücklegen, um den Haupteingang zu finden. Später erfahre ich, dass ich über einen leicht versteckten Trampelpfad auch direkt auf die erhöht gelegene Anlage hätte kommen können.

Hauptseite des Eifelstadions

Blickfang Hauptseite
Meine ersten Blicke galten natürlich der Hauptseite des Stadions. Sieben großzügig angelegte Stufen, dahinter ein Haus, von dem man eigentlich vermuten würde, dass es das Vereinsheim ist. Wie ich später erfahren habe, war es das auch mal. Inzwischen gehört es einem Künstler. An der leicht angegilbten, eigentlich weißen Fassade prangt der Schriftzug “Eifelstadion Mechernich”. Das klingt erstmal nach mehr als es ist. Trotzdem habe ich irgendwie Gefallen gefunden an der Hauptseite, deren Pflastersteine von allerlei Unkraut durchwachsen sind. Als meine Blicke Alles erfasst hatten, wanderten meine Augen weiter, das weitläufige Rund entlang und sie landeten auf der Hintertorseite.

TuS Mechernich Supporters

“Schön, datt de et einrischten konntest!”
Dort waren gerade zwei Männer damit beschäftigt, Zaunfahnen an dem Gestänge zu befestigen. Schnell wurde es freudige Gewissheit: Der TuS Mechernich hat eine kleine, bunte Supportersgruppe. Etwa zehn Leute, die mich eingeladen haben, das Spiel in ihrer Runde zu verfolgen. Humor spielt hier eine ganz große Rolle. Mario, geschätzt ein Mittvierziger, entpuppte sich so ein bisschen als Wortführer. Ein echtes Eifel-Original mit Sprüchen, für die man anderswo Kleinkunstpreise abräumen würde. Etwa als die Mannschaften etwas länger auf sich warten ließen, dann aber doch endlich aus den Kabinen kamen. Da wandte sich Mario gemütlich in seinem Gartenstuhl eingesunken an Käpt’n seines TuS: “Schön, datt de et doch noch einrischten konntest!” – Und Mario legte genauso nach, wie später die TuS auf dem Feld. An den eigenen Trainer gerichtet, raunzt er augenzwinkernd: “Hück muss jet kumme. Du weißt, du stehst hier zur Diskussion!” Als kurz vor Schluss der Schiedsrichter noch forderte, die Flutlichter anzumachen, hieß es nur: “Maach die Funzel aus. Isch werd schwer jeblendet!” Ich bekam nicht nur was zu Lachen, sondern wurde auch zu allerlei Kölsch eingeladen. Die Gruppe interessierte sich auch sehr fürs Groundhoppen und dafür, dass da einfach Jemand aus Köln anreist, um abends unter der Woche ein sportlich recht bedeutungsloses Bezirksligaspiel zu sehen. So sind wir Hopper halt.

Früher mal ne Radrennbahn
Von den Supporters habe ich auch jede Menge Infos zur Anlage bekommen. Zum Beispiel, dass das Fußballfeld früher mal von einer Radrennbahn umrundet wurde. So, wie man es etwa noch im Stadion am Zoo in Wuppertal erahnen kann. Über hundert Jahre hat das Eifelstadion nach Aussage der Supporters schon  auf dem Buckel. Einige haben hierauf schon ihre Väter spielen sehen. In der Bezirksliga ist es eine der letzten Hartplatzanlagen. Wo andernorts die Spieler schon sanft auf granulatbefüllten Kunstrasen fallen, wirbelt hier jede Grätsche noch mächtig Staub auf.  Das hat schon auch was, doch ein sattes Grün würde der Anlage sicher gut tun. Das wünschen sich auch die Supporters: “Selbst die Dorfvereine rund um Mechernich haben in der Regel schon Kunstrasen. Hier bei uns kriegt die Stadt das irgendwie nicht hin!” A propros Dorf: Die Mechernicher haben auch einen Erzrivalen, dessen Name sich niemand traut auszusprechen, weil man sonst den anderen ne Runde ausgeben muss. Ich bin jetzt hier mal mutig und wage es: Es sind die dörflichen Nachbarn vom VfL Kommern. Einen kreativen Antigesang gibt’s auch noch. Auf “Political Correctness” bedachte Menschen sollten hier aufhören den Artikel zu lesen:
“Siamesen kann niemand trennen,
Schizophrene sind nie allein,
Pädophile haben immer Bonbons,
VfL du Scheißverein!”

So will ich den Beitrag aber nicht schließen, denn die Menschen rund um den TuS Mechernich sind eigentlich wirklich feine Leute, die mir einen schönen Abend bereitet haben. Krönender Abschluss war das Feuerwerk. Ein Vereinspin als Andenken soll in den nächsten Tagen per Post bei mir eintreffen. Vielen Dank dafür an dieser Stelle.


 

 

 

 

 

2 Kommentare

Reisi

Geiler Bericht! Geiler Typ und die Supporter in mechernich sind bekannt

Reisi aus Kommern

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