SG Melbach 1927 – VfR Ilbenstadt // Relegation um den Verbleib/Aufstieg in der Kreisliga A Wetterau // Endstand: 2:0 // Zuschauer: 634 // 31.05.2018
Wäre der Deutsch-Romantiker Caspar David Friedrich seinerzeit Fußballfan gewesen, dann hätte er den Sportplatz in Melbach schöner nicht malen können. Mitten in der Prärie, die sich Wetterau nennt, liegt die Heimstatt der SG Melbach 1927, einem ansonsten nicht allzu bedeutenden Dorfverein.
Die Wetterau – unendliche Weiten. Mit dem Taxi ließen sich Gotthilf und sein Begleiter, der staatlich geprüfte und diplomierte Bratwurst-Tester Zimme, bis an den Ortsrand von Melbach fahren. Alte, teils zerfallene Bauernhäuser prägen das Ortsbild, über enge Kopfsteinpflaster-Gässchen bahnten sich die beiden den Weg Richtung Sportplatz. Schon während des gemächlichen Durchschreitens des Kleinods konnte sich Gotthilf lebhaft vorstellen, dass dort knapp zweihundert Jahre zuvor der oberhessische Kartoffelkrieg tobte.
Eine Art moderner Kartoffelkrieg war auch das Abstiegs-Relegationsspiel zwischen der SG Melbach und dem VfR Ilbenstadt. Fußballerisch war das in etwa so schön anzusehen, wie abgestandener Bohnen-Eintopf. Aber auch in etwa so deftig. Sieben gelbe und zwei rote Karten zeugen davon, dass die Kartoffelkrieger aus Melbach und Ilbenstadt nur eine Sache im Sinn hatten: Nächste Saison Kreisliga A spielen. Koste es was es wolle. Die Hausherren erinnerten sich dann in der zweiten Hälfte daran, dass man Fußballspiele nur durch das Erzielen von Toren gewinnen kann. Diese kognitive Leistung mündete dann in “Peng, Peng, 2:0, Endstand”. Eiskalt, trocken, humorlos.
Der Ground und das ganze Drumherum boten jedenfalls eine würdige Kulisse. Der Sportplatz ist eingebettet in die seichten Flachlandschaften der Wetterau. Ringsherum wogte das Getreide im Wind, der Augen haben freie, nahezu unverbaute Sicht bis in den Vogelsberg. Es ist ein echtes Natur-Erlebnis. Der Sportplatz ist auch gar nicht durch irgendwelche unnötigen Zäune vom Rest der Umgebung abgegrenzt. Man muss nur die Bahngleise überqueren und schon ist man mitten im Geschehen.
Gotthilf wäre nicht Gotthilf, wenn er bei der Groundsuche nicht seine “seltsam-erotische Beziehung zu Stufen” (so kommentierte es einst ein Instagram-Abonnent) pflegen würde. Und so bietet auch der Sportplatz in Melbach eine nette, überdachte Tribüne mit – na wer sagt’s denn – Stufen. Ein Großteil der handgezählten 634 Zuschauer fanden hier einen sonnengeschützten Platz.
Ausschank und Nahrungsaufnahme liefen trotz der für einen Dorfsportplatz ungewöhnlich hohen Zuschauerzahl außerordentlich reibungslos. Innerhalb von Sekunden gelangten Gotthilf und Zimme an kühle Getränke und ölgetränkte Bratwurst. Gotthilf ist auf Zimmes Wurstbewertung gespannt. Die gibt’s demnächst hier.
Wenn man jetzt mal alles zusammen nimmt, dann kann man sagen: Melbach lohnt sich. Ehrlicher Fußball, ein Ground mitten im Grünen, Stufen. Der Dreiklang der Glückseligkeit. Mit zufriedener Miene zogen Gotthilf und Zimme von dannen Richtung großstädtischer Heimat. Zuhause gab’s dann erstmal den letzten Teller der übrig gebliebenen Kartoffelsuppe vom Vortag. Jeder kann Kartoffelkrieger werden.
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