Corona-Hitliste: Gotthilf spottet

Es ist ein Jammer. Ausgerechnet jetzt, da normalerweise die heiße Phase des Amateurfußballs für Hochbetrieb auf den Sportplätzen sorgt, herrscht dank Corona gähnende Leere. Gotthilf nutzt die freigewordene Zeit für Wanderausflüge und erkundet die ländlichen Regionen rund um Frankfurt. Natürlich nicht, ohne dabei verborgene Provinzgrounds zu besuchen und als Inspiration für die Nach-Corona-Zeit aufzubereiten. Kommt mit auf seine Reise, holt Zettel und Stift raus und notiert. Die Groundliste könntet ihr nach der Epidemie noch gebrauchen.

Stadion im Jugendzentrum Ronneburg

Etwas mehr als 30 Autominuten braucht es von Frankfurt aus gen Osten, um nach Ronneburg zu kommen. Über der weitläufigen Hügellandschaft thront die stolze Renaissanceburg “Ronneburg”. Und die bestimmt auch das Panorama des “Stadions im Jugendzentrum”. Tatsächlich ist die Sportanlage mit ihrer neunstufigen Stehtribüne Teil des Jugendzentrums, das vor allem für Klassenfahrten und Jugendfreizeiten gedacht ist. Es gibt leider keinen Fußballverein, der das Stadion regelhaft nutzt. Nach Hinweisen aus Gotthilfs Freundeskreis dient das Stadion vor allem Jugendturnieren und Freundschaftsspielen der Fußballvereine aus der Gemeinde (etwa Eintracht Altwiedermus oder der SpVgg Hüttengesäß). Schade eigentlich, denn das stolze Stadion und sein traumhaftes Panorama wären eine tolle Kulisse für spannende Liga- und Pokal-Wettkämpfe.

Sportanlage Hüttengesäß

Schon das Wappen der SpVgg Hüttengesäß verrät, dass auch dieser Platz auf dem Gebiet der Gemeinde Ronneburg liegt. Allerdings ist die Burg von hier aus nur am Horizont sichtbar. Ein nettes Kleinod des Amateurfußballs ist der Sportplatz aber schon. Immerhin glänzt er mit einem dreistufigen, überdachten Ausbau. Und einem mit Wellblech überdachten Unterstand. Das alles ist schon in die Jahre gekommen, aber gerade das macht ja auch den rustikalen und nostalgiegeladenen Charme solcher Anlagen aus. Heimverein ist der A-Ligist Sportvereinigung Hüttengesäß. Kleines Angeberwissen zur Frage: Warum heißt ein Ort -gesäß? Der hochangesehene Namensforscher Prof. Jürgen Udolph hat das neulich auf Facebook wie folgt erklärt. Das Gesäß hat demnach nichts mit dem menschlichen Hinterteil zu tun, sondern kommt aus dem Mittelhochdeutschen: “Ort, wo etwas hingesetzt wurde. Wohnsitz. Versteck” und weist auf eine jüngere Siedlung hin. Der Ortsnamensbestandteil -gesäß ist in Hessen relativ häufig anzutreffen. So weit der Exkurs in die Namensforschung, jetzt aber ab zu den Bildern …

Sportanlage Düdelsheimer Straße – Lindheim

Auf dem Weg von Ronneburg nach Büdingen entdeckte Gotthilf rein zufällig den Sportplatz an der Düdelsheimer Straße, Heimspielort des B-Ligisten SSV Lindheim. Lindheim ist ein Stadtteil von Altenstadt im Wetteraukreis. Der Platz liegt direkt an der Hauptstraße und hat einen dreistufigen Ausbau zu bieten. Ganz hübsch ist auch das nostalgisch-wertvolle Kassenhäuschen in blauer Holzoptik direkt an der Zufahrtstraße.

Sportplatz Rinderbügen

Nach Rinderbügen kommt man nicht zufällig. Den Platz hatte Gotthilf vorab bei einem seiner patentierten Google-Maps-Regionen-Scans ausfindig gemacht, denn schon aus der Vogelperspektive ließ sich erkennen, dass die Sportanlage über einen zumindest kleinen Ausbau verfügt. Rinderbügen ist ein Stadtteil der Stadt Büdingen, die wirklich einen Besuch wert ist. Immerhin ist die Stadtbefestigung noch zu großen Teilen erhalten, das Stadtschloss thront in der Mitte und die vielen Fachwerkhäuser und engen Gässchen laden zum Besuchen und Verweilen ein. Knapp zehn Autominuten von Büdingen entfernt liegt Rinderbügen. Ein kleines Dorf, das ausgangs des 16. Jahrhunderts durch spektakuläre Hexenprozesse und Demonstrationen gegen selbige von sich Reden machte. Heiße Tänze gibt es wohl heute nur noch auf dem Sportplatz, der mitten im Wald liegt. Die kleine mit Parkbänken ausgestattete Tribüne samt Vereinsheim sind die Schmuckstücke der Anlage. Von hier aus können die Zuschauer ihren B-Ligisten BV Rinderbügen anfeuern.

Sportanlage “Im Teich” – Grebenhain

Wer Holztribünen mag, wird Grebenhain lieben. Sie ist zwar nicht besonders groß, dafür liebevoll erbaut mit einem markant aufgepinselten Vereins-Schriftzug. Von dort aus unterstützen die Fans den inzwischen fusionierten TSV 06 Grebenhain – bzw. nun eben die SG Grebenhain-Bermuthshain. Die erste Mannschaft spielt in der Kreisliga A Schlüchtern. Dabei hatte der TSV 06 durchaus eine ruhmreiche Vergangenheit in der Landesliga. Damals soll es laut Zeugenaussagen sogar ein VIP-Zelt am Platz gegeben haben. Der Fame ist gegangen, die Tribüne aber ist Gott sei Dank geblieben.

Chattia-Stadion – Ulrichstein

Wo wir gerade schon bei Holztribünen sind, ist Gotthilf noch dieses formschöne Exemplar über den Weg gelaufen. Auch hier war es ein Zufallsfund, der Habedurst im Vorbeifahren durch den Vogelsberg auffiel. Bremse getreten, Rückwärtsgang rein, ging es zurück auf den Parkplatz des Chattia-Stadions im Erholungsort Ulrichstein. Zwei Reihen an Holzbänken bietet das Tribünengebäude im Obergeschoss. Aktuell wird das schmucke Bauwerk renoviert. Wer sich übrigens fragt, was das Chattia im Stadion- und Vereinsnamen bedeutet, dem sei hiermit geholfen: Die Chatten waren ein germanischer Stamm, der sich im Bereich des heutigen Mittel- und Nordhessen ansiedelten. Wahrscheinlich leitet sich der Begriff Hessen auch von dem Wort Chatten ab. Ulrichstein liegt auch in etwa in dem Gebiet, in dem ebenjene Chatten vor rund 2000 Jahren zuhause waren. Auch hier sei ein kleiner Exkurs erlaubt. Denn der berühmte römische Geschichtsschreiber Tacitus beschrieb die Chatten einst mit erstaunlich präzisen Worten: “Die Chatten sind mehr als andere germanische Stämme Bergbewohner und verfügen aus diesem Grund über festere Körper, sehnigere Glieder und einen regsameren Geist.” In ihrer Disziplin und ihrem Organisationsgeschick vergleicht Tacitus die Chatten mit den Römern. Wie die römischen Legionäre führten sie Marschgepäck mit sich, gehorchten Befehlen ihrer Heerführer, ständen in fester Schlachtordnung und verschanzten sich über Nacht. Ob die Fußball-Chatten aus Ulrichstein ähnlich diszipliniert und gut organisiert sind, ist der römischen Geschichtsschreibung nicht zu entnehmen. Jedenfalls lässt sich sagen, dass die Ulrichsteiner aus einem sehr malerischen Ort im Schatten der Burgruine Ulrichstein kommen und mit ihrem Stadion ein kleines Schmuckstück haben. Die Chatten treten heute gemeinsam mit Nachbarorten als Spielgemeinschaft mit dem einprägsamen Namen FSG Ober-Ohmen/Ruppertenrod/Ulrichstein an. Gesundheit! 😉

Sportplatz Hartmannshain

Wo wir gerade noch bei einprägsamen Vereinsnamen waren, machen wir doch da gerade weiter. Die Spvgg. Hartmannshain/Herchenhain bietet Spielgemeinschafts-Poesie in Reinform. Vielleicht sollte es mal einen Wettbewerb geben: Spielgemeinschaften mit den meisten Silben. Auf immerhin elf Silben kommen die Vogelsberger. Nicht schlecht. Der Sportplatz in Hartmannshain liegt auf einer Anhöhe über dem Dorf. Einem kleinen, überdachten Unterstand auf der Gegenseite gilt die Aufmerksamkeit auf diesem Platz. Zudem gibt es ein repräsentatives Eingangstor mit Vereinschschriftzug. Eine Hütte mit Bier-Abstelltischen an der vorderen Ecke des Platzes gibt es auch noch. Nicht riesig und beeindruckend, dafür aber alles mit hohem Wiedererkennungswert.

Sportplatz Schützenstraße – Nieder-Klingen

A propros Wiedererkennungswert. Den hat auch der Sportplatz Schützenstraße, auf dem sich der Kreisoberligist SG Klingen zu Heimspielen versammelt. Wir sind also jetzt aus der mittelhessischen Region Vogelsberg in den südhessischen Odenwald weitergereist. Jedenfalls verfährt dieser Sportplatz frei nach der Devise: Warum eigentlich nur eine Überdachung, wenn es auch Platz für zwei gibt. Dazu die grasbewachsenen STUFEN!!! nebst repräsentativem Eingangstor mit Vereins-Schriftzug. Und als wenn das alles noch nicht genug wäre, haben die Menschen in Nieder-Klingen auch noch ein Burgen-Panorama um den Fußballplatz herum gebaut. Die Veste Otzberg liegt auf einer Sichtachse mit dem Mittelkreis. Sehr freundlich, befindet Gotthilf und wartet nur auf die Gelegenheit, dort bald mal Zeuge eines Fußballspiels zu werden. So lange hilft Träumen.

TSV-Stadion an der Boxbrunner Straße – Amorbach (Unterfranken)

Zur nächsten Etappe verlässt Gotthilf das hessische Heimatland über die Grenze ins Söderland Bayern. In der unterfränkischen Barockstadt Amorbach, die hauptsächlich durch ihre riesige Benediktiner-Abtei einige Bekanntheit erlangt hat, gibt es auch ein Fußballstadion, das eine Besichtigung wert ist. Leider gelangen Gotthilf keine Innenaufnahmen, da das Stadion großzügig abgesperrt und verschlossen war. Aber auch von außen war zu erkennen, dass es sich um einen Platz mit etwas Ausbau handelt. Der TSV Amorbach schickt seine erste Herren-Mannschaft in der neuntklassigen Kreisklasse Aschaffenburg ins Rennen. Wenn es Corona denn mal wieder zulässt.

FORTSETZUNG FOLGT …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert