Sportplatz an der Opelbrücke, SV 09 Flörsheim – DJK Flörsheim 0:3, 16.09.2021
47/2021
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Kreisliga A Maintaunus
2,00€ (Radeberger)
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Derbytime in Flörsheim am Main. Die beiden Platz-Nachbarn SV 09 und DJK luden zum spätsommerlichen Flutlicht-Duell in der Kreisliga A. Schon oft ist Gotthilf mit der S-Bahn direkt an der Anlage vorbeigerauscht. Und so fristete der Sportplatz an der Opelbrücke mit seiner kleinen Stehtribüne schon länger ein erwartungsvolles Dasein auf der Habedurst’schen To-Do-Liste. Dass Gotthilf das Kreuz dort jetzt mit dem Flörsheimer Derby setzen konnte, ist ein schöner Umstand.
Das Spiel verlief aber für ein Derby weitgehend unemotional, ja sogar erstaunlich fair. Beinahe so als spielten elf Klosterbrüder gegen die Altruisten-Nationalmannschaft. Auch auf den Rängen ging es weitgehend ruhig zu. Ein bisschen mehr Feuer hätte es schon sein dürfen, findet Habedurst. Aber das sportliche Geschehen lieferte wenig Material für Aufregungen.
Der SV 09, der am Abend das Heimrecht genoss, ging mit der verheißungslosen Ansage von 0 Punkten und 5:23 Toren in die Begegnung. Die DJK konnte zuvor immerhin schon neun Punkte zusammenhamstern. Und das Spiel lief den Vorhersagen entsprechend: Die DJK spielte und machte die Tore. Der SV 09 spielte teilweise auch, ließ aber beste Chancen sträflich liegen. Ein berühmter Kranführer hat passend zur Situation mal gefragt: “Haben die Leute keine Lust hier, oder watt?!” Oder ist es vielleicht einfach das Pech, das dir am Schuh klebt, wenn du unten drin stehst. Wie auch immer: Die DJK siegte am Ende souverän mit 0:3.
Wir müssen noch kurz über die Geschichte des SV 09 Flörsheim reden:
Der wohl größte Glanzpunkt der Flörsheimer Fußball-Historie ist das Jahr 1936, als der SV 09 sich für den Tschammerpokal (Vorläufer des DFB-Pokals) qualifizierte. In der siebten Runde wurde den Flörsheimern niemand Geringeres als die Frankfurter Eintracht zugelost. Die war damals natürlich haushoher Favorit, hatte Nationalspieler wie Hans Stubb und Rudolf Gramlich in ihrem Kader. Und trotzdem siegten die Flörsheimer am Frankfurter Riederwald schlussendlich mit 1:2. Die Vereinschronisten schreiben dazu: “Zweck, Energie und Kameradschaft siegte über Technik, Erfahrung und Klasse! Dieser Satz charakterisiert wohl am Besten das 2:1. Mit reinem Flügelspiel und exaktem Flankenschlag hat die Sportvereins Elf mehr denn einmal große Gegner geschlagen.” Das Eintracht-Archiv erinnert an einen “90 Minuten harten Kampf” und führt aus: “Was viele unserer Frankfurter Fußballanhänger nicht im geringsten vorausahnten, ist Wirklichkeit geworden. Eintracht verlor und die Gäste triumphierten verdient. Dies konnten selbst die etwa 1500 Zuschauer kaum fassen; aber der Gegner wurde unterschätzt, man spielte gleichgültig und mußte nun für die Zukunft die Folgen tragen.”
Mit dem Sensations-Erfolg im Rücken bekamen es die Flörsheimer in der Folge-Runde mit Waldhof Mannheim zu tun. Die “Buwe” kamen mit ihrem Star-Spieler und der heutigen Vereins-Legende Otto Siffling an den Main. Jener war es auch, der mit seinem Tor in der 11. Minute für den Sieg der Waldhöfer sorgte. “Ca. 3000 Zuschauer sahen den Gaumeister Waldhof in seinem heroischen Kampfe mit den tapferen Flörsheimern bei Donner, Blitz und Wolkenbruch!”, heißt es in der SV 09 Flörsheim-Chronik. Trotz des Ausscheidens erinnert der Verein gerne an diese historischen Schlachten.
Und noch eine Anekdote, die zum Schmunzeln anregt:
1929 spielte der SV 09 Flörsheim noch an der Jahnstraße – direkt neben dem Sportplatz lag der Friedhof der Stadt. Die Kirchengemeinde empfand das Fußballspiel und die lautstarken Fans als Störung der Totenruhe. Insbesondere wenn Spiele zeitgleich zu Beerdigungen stattfanden. Und so flatterte dem Verein ein Beschwerdeschreiben des Bürgermeisters ins Haus.
Die Flörsheimer Fußball-Chronisten kommentieren leicht süffisant: “Ich hatte das Bild direkt vor Augen, Pfarrer Klein samt den traurigen Hinterbliebenen am offenen Grab, und kaum das er aus voller Brust sein: „Aus der Tiefe rufe ich zu Dir, 0 Herr…” betete, erhoben sich vom nahen Fußballplatz her hunderte Kehlen um seinen Satz mit einem freudig trunkenen „Goal!” zu vollenden.”
Und noch ein Ausflugstipp:
Wer sich zu einem Besuch in Flörsheim am Main entscheidet, noch etwas Zeit mitbringt und dabei gar Hunger und Durst verspürt, dem empfiehlt Gotthilf einen Besuch an der historischen Flörsheimer Warte. Der Wartturm beherbergt heute eine kleine Selbstbedienungs-Gaststätte mit Biergarten. Bei herrlichem Blick über die Weinberge ins Rhein-Main-Gebiet und auf die Frankfurter Skyline kann man leckere Weine der Region und deftige, hessische Mahlzeiten genießen. Ein herrliches Ausflugsziel.
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