(Das Steigerwaldstadion vor dem Umbau // Foto: TomKidd, GNU Free Documantation)
Ich darf nicht zum Fußball! – Das ist eine schlichte und zugleich freiheitsberaubende Erkenntnis. Aber sie ist bittere Realität. Der DFB verbietet mir quasi den Besuch des Drittligaspiels Rot-Weiß Erfurt gegen den VfL Osnabrück. Und das, weil ihm meine Postleitzahl nicht gefällt. Das hört sich an, wie ein schlechter Treppenwitz. Aber so lautet die Begründung. Und ich kann schlichtweg Nichts dagegen tun.
Bei der Planung meines Hopping-Wochenendes war mir schnell klar: Ein Besuch im Steigerwaldstadion beim FC Rot Weiß Erfurt ist gerade an diesem Wochenende sehr reizvoll. Zum Einen ist mit dem VfL Osnabrück ein Verein zu Gast, der Kurs auf die zweite Bundesliga nimmt. Zum Zweiten befindet sich das Steigerwaldstadion in den letzten Zügen des Umbaus. Die Halbfertigkeit eines Stadions bringt immer nette, skurrile Bilder mit sich. Bilder, die man in den zu 100 Prozent durchgestylten, modernen Fußballarenen meist nicht mehr findet. Außerdem treffen zwei sehr attraktive Fanszenen aufeinander, die das Spiel sicherlich auch auf den Rängen zu einem Erlebnis machen.
Aber: Was bringen all die Vorteile, wenn man sie nicht nutzen kann. Denn: Ich bekomme ja keine Tickets, wegen meiner Postleitzahl. „Es soll verhindert werden, dass sich Osnabrücker Fans Tickets für die Heimbereiche kaufen und es dann zu gefährlichen Situationen kommt!“, sagte mir heute ein Mitarbeiter der Erfurter Geschäftsstelle. Denn Eines scheint schon jetzt klar: Es werden wohl mehr Niedersachsen kommen, als der Gästeblock des im Umbau befindlichen Stadions überhaupt fassen kann. Unter anderem hat die Osnabrücker „Violet Crew“ einen Sonderzug organisiert, mit dem etwa 1.000 Fans nach Erfurt reisen werden.
Was hat das aber mit mir zu tun? Ich bin weder Osnabrück-Fan, noch für Pöbeleien bekannt (hier würde ich gerne mein polizeiliches Führungszeignis verlinken #WeißeWeste), noch hat meine Postleitzahl irgendwas mit der von Osnabrück zu tun (49074 zu 34127). Darauf meinte der Geschäftsstellenmitarbeiter: „Der DFB hat das halt sehr großflächig angeordnet!“ Heißt für mich im Umkehrschluss: Der DFB schließt ganz Deutschland aus. Wo soll ich denn noch wohnen, um mir dieses Spiel anschauen zu dürfen?
Paradox: Der DFB verbietet mir, sein Produkt konsumieren zu dürfen. Irgendwie fühle ich mich schon diskriminiert. Nur weil ich in Kassel wohne, darf ich mir das Spiel „Erfurt gegen Osnabrück“ nicht anschauen. Verrückte Welt!
Es ist offenbar wieder eine dieser Kollektivstrafen, mit denen der Verband seine Hilflosigkeit im Umgang mit Fußballfans zeigt. Zum Einen verhindern diese Maßnahmen nicht, dass ungebetene Fußballfans ins Stadion kommen. Zum Anderen lösen diese Maßnahmen nicht die Problemfelder, die durch das Verhalten einiger Fußballanhänger entstehen. Nein im Gegenteil: Es führt vielerorts zu einer Radikalisierung der Ausgeschlossenen. Fußball lässt sich nunmal nicht verbieten. Oder doch? Ich jedenfalls, ich darf am Samstag nicht zum Fußball. Zumindest nicht nach Erfurt. Und das verstehe ich nicht, lieber DFB!
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