Sportplatz Teichstraße, SG Rosa/Roßdorf – SV Wacker Kaltenlengsfeld 2:4, 19.07.2020
🗓 38/2020
🏟 468
👨👩👧👦 72
⚽️ Freundschaftsspiel (beide 1. Kreisklasse)
Grounds die mitten in der Prärie liegen, herrlich eingerahmt von saftig-grünen Wiesen und sanften Hügeln – das ist Gotthilfs natürliches Habitat. Da fühlt er sich zuhause. In Rosa fand er genau das. Das Dorf mit seinen 674 Einwohnern liegt in der thüringischen Rhön, zwischen Bad Salzungen und Meiningen. Inmitten weitläufiger Felder fand Gotthilf nicht nur einen schönen Sportplatz mit interessantem Ausbau, sondern auch eine wunderschöne, kleine Fußballgeschichte, die zum Schmunzeln anregt.
Für diese Geschichte nimmt Gotthilf euch mit in die DDR der 70er Jahre. Zu dieser Zeit hieß Jahn Rosatal noch BSG Aufbau – also eine Betriebssportgemeinschaft aus dem Bereich des Bauwesens und der Holzindustrie. Ein klassischer Dorfverein, der auf Kreisebene kickte. Bis 1977 erstmals der Aufstieg in die viertklassige Bezirksklasse Suhl gelang.
Vorausgegangen war eine denkwürdige Silvesterfeier ein halbes Jahr zuvor, bei der einige Spieler der BSG Aufbau Rosatal miteinander feierten. Mit von der Partie waren damals Conny Hartleib, Kapitän der Rosataler Elf und Ralf Luther. Ein Spieler, der später noch politisch von sich Reden machte. “Ralf Luther trug damals einen Rauschebart, auf den Paul Breitner in seinen besten Tagen stolz gewesen wäre”, erzählt Torsten Engelhaupt, der sich liebevoll um die Vereinsgeschichte kümmert und ein großes Archiv über den Fußballbezirk Suhl zusammengestellt hat.
Hartleib konnte Luther auf der Silvesterfeier ein Versprechen abringen: “Wenn wir in diesem Jahr aufsteigen, dann fällt dein Bart.” Je mehr die Saison 1976/77 dem Ende zuging, desto mehr musste Ralf Luther Angst und Bange werden. Und schließlich am Saisonfinale war klar. Rosatal steigt in die Bezirksklasse auf, Ralf Luthers Bart musste ab. So ganz freiwillig ließ er die Rasur aber nicht über sich ergehen. Kapitän Hartleib hatte extra Handschellen mitgebracht, um Luther an die Torpfosten zu fesseln. Dann war der Rauschebart dran, bzw. vielmehr ab. Wie das aussah, seht ihr hier. Das dichte Haargeflecht wurde aber nicht etwa entsorgt.
Nein, natürlich nicht. Die Haare, die so sehr für den größten Erfolg der Vereinsgeschichte stehen, wurden in eine kleine, blecherne Truhe gelegt. Das Gefäß wurde mit einem großen Schloss versiegelt und in eine Vitrine im Vereinsheim gestellt. Noch heute können Besucher sie dort bewundern wie eine Reliquie. Ralf Luther ist übrigens auch heute noch im Verein aktiv. Gotthilf lernte das sympathische Vereinsoriginal am Bierverkauf kennen. Den meisten Menschen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen wurde Ralf Luther aber nicht als Fußballer bekannt, sondern als Landrat. Von 1994 bis 2012 war er der erste Mann im Kreis. Insbesondere um die Aufarbeitung und die Erinnerungskultur rund um die frühere, innerdeutsche Grenze hat er sich verdient gemacht. So war er Mitinitiator verschiedener Denkmäler des Skulpturenparks Deutsche Einheit.
Von der vierthöchsten Spielklasse wie einst 1976 sind die Fußballer von Jahn Rosatal heute weit entfernt. In einer Spielgemeinschaft mit dem Nachbarort Roßdorf kicken die Rosataler heute in der 1. Kreisklasse. Das ist die zehnte Liga, oder die zweitunterste Spielklasse – je nach Perspektive. Der Rosataler Fußball hat den großen Glanz etwas verloren, dennoch ist der Verein ein herrliches Kleinod ländlicher Fußballkultur. Zum Testspiel gegen Kaltenlengsfeld kamen immerhin 72 Zuschauer. Das ist ein Hinweis darauf, dass sich die Menschen in Rosa und Roßdorf für ihren Fußballverein interessieren und er eine wichtige Rolle als sozialer Treffpunkt im Ort spielt.
Ein Kompliment muss Gotthilf dem Verein auch für die Pflege ihrer schönen Anlage machen. Die kleine Sitztribüne mit den Holzbänken macht einen sehr guten Eindruck. Auch das Vereinsheim ist schön hergerichtet und lädt zum Besuch ein. A propros Pflege. Ein weiteres Kompliment geht an Torsten Engelhardt, der sich wie schon eingangs zitiert, mit viel Engagement und Detailverliebtheit um die Pflege der Vereinsgeschichte kümmert. Gotthilf bedankt sich bei ihm für die freundliche Aufnahme und den Ausflug in die Historie eines interessanten Dorfvereins mit einer bemerkenswerten Geschichte.
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