Wallrabenstein – Arena am Forsthaus

Zu Gast bei: SV Wallrabenstein – SV Walsdorf // Kreisoberliga Rheingau-Taunus // Endtand: 2:0 // Zuschauer: ca. 60



Es war ein wilder Ausritt in die Prärie des Rheingau-Taunus-Kreises. Doch es sollte sich lohnen. Gotthilf Habedurst hat eine weitere Perle des Amateurfußballs gehoben.

Bild von der Fahrrad-Anreise

Die Realität bei Google Maps kann so schön aussehen. Die Realität in der Realität kann allerdings verstörend anders sein. Gotthilf hatte sich für den Donnerstagabend Mitte November ein Spiel im Taunus rausgesucht. Ein Spiel am Rande des Erdplatte. Trotzdem: Google Maps gab die Auskunft, dass es mit dem Fahrrad lediglich 15 Minuten vom nächjstgelegenen Bahnhof zum Ground in Wallrabenstein sind.

Was Google Maps nicht erkennen ließ: Dass der Weg über eine verlassene Landstraße ohne Beleuchtung und über einen Waldweg führen sollte. Im Stockfinsteren bahnte sich Gotthilf also den Weg mit dem Drahtesel über Höhen und Täler des Taunus, um zwischendurch noch Reh, Wildschwein, Hase und Igel gute Nacht zu wünschen. Es war eine mithin unheimliche Fahrt, Gotthilf trat hektisch in die Pedalem um möglichst schnell aus dem Wald wieder herauszukommen. Immer vor Augen: Das ferne Licht der Siedlung Wallrabenstein.

Schweißnass und trotzdem durchgefroren erreichte Gotthilf das sagenumwobene Wallrabenstein. Drei Raben zieren namengetreu das Wappen des Ortes. Dabei lässt sich der Name des Ortes mitnichten auf die schwarzen Vögel zurückführen. Die Keimzelle Wallrabensteines ist vielmehr verantwortlich für den Namen, nämlich die Burg Wallrabenstein. Und die wurde um 1390 gebaut durch den Grafen Wallraf IV. von Nassau-Idstein. “Aus Walram wurde im Laufe der Wallraben und erst daraufhin sind die Raben ins Wappen unseres Ortes dazu gekommen.”, erklärte Dominik Gapp vom Vorstand des SV Wallrabenstein dem erstaunten Gotthilf. Der Ort selbst ist geprägt von engen, kurviven Gassen, aber auch von Neubausiedlungen.

Am Ground angekommen merkte Gotthilf aber, dass sich der gruselige Weg lohnen sollte. Die “Arena am Forsthaus”, auf einer Anhöhe über dem 2.000-Seelen-Ort gelegen, besteht aus einer überdachten Sitzplatztribüne, dazu schließen sich um die Ecke des Platzes vier Stufen an, die als Standort des SVW-Fanblocks gekennzeichnet ist. Auch darüber hinaus bietet die Kunstrasen-Anlage ein paar charmante Details.

Auf der ansonsten unausgebauten Gegengerade steht zum Beispiel eine Anzeigetafel, die ein Ehrenamtlicher per Hand bedient, indem er die Ziffern entsprechend den Toren einhängt. Der Weg vom Eingang zur Tribüne ist mit einem amtlichen Straßenschild versehen. Er heißt “Bruno-Weg” und ist einem leider schon verstorbenen, treuen Vereinsmitglied gewidmet. Ein Mensch, wie ihn Amateurvereine dringend brauchen. EIner der anpackt. “Bruno hat zum Beispiel geholfen, den Bereich zur Tribüne zu pflastern.”, erklärt Dominik Gapp.

Wer zur Arena am Forsthaus kommt, sollte nicht versäumen, sich am kulinarischen Angebot zu laben. Der Kälte konnte Gotthilf mit einem dampfenden, heißen Äppler entgegenwirken. Eine Wohltat für Gaumen und Hände. Aber der absolute Knaller ist die grobe Bratwurst. “Die kommt vom Metzger in Bad Camberg. Der liefert die hier direkt an. Die ist seit Jahren sehr beliebt hier”, erklärt der Würstchenverkäufer einem vollends verzückten Gotthilf. Eine Konsistenz wie der Oberschenkel von Roberto Carlos (Zitat geliehen von “Worscht D’Or“) und deftig gewürzt. Eine Wurst, die stark Richtung 5*****’-Kategorie geht.

 

Das Spiel des SVW gegen Walsdorf indes war ein Nachholspiel. Es wurde Wochen zuvor bereits angepfiffen. “Der Schiedsrichter brach es damals allerdings ab, weil sich einer der Spieler an der Schulter verletzte”,  erinnert sich Dominik Gapp. “Der Rettungsdienst musste kommen, die Behandlung dauerte länger.” Letztendlich hatte sich der Spieler zwar an der Schulter verletzt, “aber deshalb hätte das Spiel eigentlich nicht abgebrochen werden müssen.” Das Nachholspiel plätscherte lange Zeit so dahin, kippte aber in den Schlussminuten dem Tabellenstand entsprechend zugunsten der besser platzierten Hausherren. 2:0 also hieß der Endstand. Die Spieler werden froh gewesen sein, als die klirrend-kalten 90 Minuten ihr Ende fanden.

Die Temperaturen werden wohl dafür gesorgt haben, dass sich nur (oder immerhin) noch rund 60 Zuschauer ans Forsthaus getraut haben. “Am Wochenende sind das meistens mehr. Da haben wir auch schon mal an die 200. Bei den Aufstiegsspielen zur Gruppenliga in der vergangenen Saison waren es rund 600”, berichtet SVW-Vorstand Dominik Gapp. Fußball in Wallrabenstein – das hat schon Potenzial. Zumal der Verein aus dem Rheingau-Taunus-Kreis in den letzten Jahren tatsächlich einige Spielzeiten in der siebtklassigen Gruppenliga verbracht hat. Dorthin strebt der SV Wallrabenstein sicher auch in Zukunft wieder.

 

 

Gotthilf hingegen strebte trotz des schönen Abends schnell wieder zurück nach Hause. Er hatte die Kälte mal wieder unterschätzt und war nur mit einer Weste ausgestattet, noch dazu ohne Handschuhe. Schnell ging es mit dem Fahrrad zurück zum Bahnhof Wörsdorf. Natürlich wieder durch Kälte und Dunkelheit. Ganz entgegen der Realität, die ihm Google Maps verheißen hatte.

 

 

Bild von der Fahrrad-Abreise

 

 

 

 

 

 

2 Kommentare

Jonas

Jawoll. Hat alles noch gut geklappt. Vielleicht sollte ich mir ein Nachtsichtgerät zulegen. Vielen Dank für den netten Abend 🙂 Euer Gotthilf

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