Zu Gast bei: FC Starkenburgia 1900 Heppenheim – TSV Auerbach // Endstand: 1:2 // Kreisoberliga Bergstraße // Zuschauer: ca. 90 // 15.09.2019
Kann ein Sportplatz schöner liegen?
Zugegeben: Die Frage ist schon provokant. Denn irgendwie merkt man beim Hoppen: Schöner geht immer noch irgendwo irgendwie. Aber der Sportplatz am Zentgericht hat schon eine herausragende Lage. Er liegt wunderbar eingerahmt in den Bergsträßer Weinbergen, im Schatten der Ruine Starkenburg, die namensgebend ist für den FC Starkenburgia Heppenheim. “Besonders schön wird es im Herbst, wenn sich die Blätter der Weinreben bunt verfärben”, empfiehlt Marc Kuttig, Spieler der traditionsreichen Heppenheimer Starkenburgia. Ein richtiges Farbspektakel sei das. Heppenheim, das ist ein bisschen wie Toskana in Deutschland. Oder warum sonst soll Kaiser Jospeh II. 1764 gesagt haben: ”
„Hier fängt Deutschland an, Italien zu werden “
Historisches Starkenburgia
Mit dem Gründungsjahr 1900 ist die Starkenburgia nicht nur der älteste Fußballverein Heppenheims, sondern auch einer der ältesten Hessens. Eine ausführliche und sehr anschauliche Vereinschronik findet ihr hier. Prunkstück der Vereinshistorie waren sicherlich die Hessenliga-Jahre 1978 bis 1986. Vereine aus den Reihen der hessischen Fußballprominenz gaben sich in “Hepprum” (wie die Einheimischen ihre Stadt nennen) die Klinke in die Hand. Beispiele gefällig? FSV Frankfurt, Eintracht Amateure, VfR Bürstadt, Viktoria Aschaffenburg, Hanau 93, VfB 1900 Gießen uvm.
Fußball, wo einst Köpfe rollten
So martialisch das klingt, so blutig ist die Vergangenheit des Ortes, an dem nun der Sportplatz am Zentgericht steht. Ein Zentgericht bezeichnete im Mittelalter und der frühen Neuzeit ein Gericht, das in einem bestimmten Gebiet (Zent – von lat. centum = 100) für die niedere Rechtsprechung zuständig war. Im Zentgericht Heppenheim, in dem sieben Schöffen aus Bensheim und sieben Schöffen aus Heppenheim saßen, wurde zeitweise sogar die hohe Gerichtsbarkeit (in Fällen von “Diebstahl, Mordgeschrei, Steinwurf, Räuberei und Ketzerei”) und sogar die Blutgerichtsbarkeit ausgeübt. Das hieß bei besonders schweren Freveln: Kopf ab! Und der Weg vom Zentgericht bis zum Galgen war in Heppenheim nicht weit. Denn der tödliche Holzwinkel stand gleich nebenan. Und so heißt der Sportplatz heute noch im Volksmund “Am Galgen”.
Über die Berge nach Hause gejagt
Köpfe rollen Gott sei Dank beim Fußball keine mehr. Aber hitzig blieb es “Am Galgen” auch zu Zeiten des FC Starkenburgia. Erinnerungen haben die fußballverrückten Heppenheimer vor allem an die Derbys gegen den Verein aus der Nachbarstadt Bensheim. “Wenn die Bensheimer hier waren, dann sind gerne mal mehr als 1.000 Zuschauer gekommen”, berichtet Starkenburgias Marc Kuttig. Manchmal ging es den Erzählungen nach so hitzig zu, dass sogar mal ein Bensheimer Spieler zu Fuß über die Weinberge nach Hause fliehen musste, weil er vom gar sehr erbosten Heppenheimer Publikum davon gejagt wurde.
Oberliga? Kreisoberliga!
Von einer vierstelligen Zuschauerzahl ist der FC Starkenburgia heute weit entfernt. Im Spiel gegen den TSV Auerbach waren es nichtmal ganz 100. Sportlich haben in der Stadt aktuell die Sportfreunde Heppenheim Oberwasser. Sie spielen eine Liga höher als die Starkenburgia. “Da steckt halt Geld drin. Die kaufen die Spieler ein”, schaut Stakenburgianer Mark ein bisschen verächtlich auf das Team von unten aus der Stadt. “Bei uns sind hier sieben, acht Spieler aus der eigenen Jugend in der ersten Mannschaft.” Und außerdem: “Wir hier sind die mit der Tradition”. Und wer weiß: Vielleicht gibt es ja bald auch mal wieder ein Aufeinandertreffen der beiden Heppenheimer Vereine.
Guter Fußball, gutes Menü
Kann Kreisoberliga-Fußball gut sein? Ja, das kann er. Die Achtliga-Kicker der Starkenburgia zaubern gerade in der ersten Halbzeit im Duell gegen Auerbach einen schnellen Umschaltfußball aufs Parkett. Die Pässe sitzen, die Flanken auch. Und so gingen die “Hepprumer” dann auch verdient in Führung. Aber sie waren nicht die einzigen, die in diesem Spiel Fußball zauberten. Auch die Gäste aus Bensheim-Auerbach waren sehr spielfreudig drauf, erzielten schnell den Ausgleich und hatten danach etliche weitere hochkarätige Torchancen. Starkenburgia-Torhüter Tobias Gebert hatte immer noch irgendwie seine Hand zwischen Ball und Tor. Zudem fiel er durch einige spektakuläre Dribbel-Einlagen auf, die er zwar nicht immer souverän, aber dennoch jederzeit ohne des Gegners Torerfolg zu Ende brachte. Erst in der 90. Minute mussten sich die Hausherren unglücklich durch einen Auerbacher Lucky Punch geschlagen geben. Ein tolles Spiel für einen neutralen Zuschauer. Ebenfalls toll ist das, was die Starkenburgianer im Vereinsheim zurecht zaubern. Bergsträßer Weinschorle, Braustüb’l Bier aus Südhessen, dazu eine liebevoll gegrillte Bratwurst. Wer nicht zum Fußballschauen kommen will, kann das aber trotzdem alleine schon der Mahlzeit wegen tun. Und er wird nicht enttäuscht.
Hat was vom Trainingsgeläde von Monaco 😉
Muss ich mir auch mal ansehen!
Grüsse aus Basel an Marc Kuttig!
Hallo Nicolas, also die Bergstraße ist wirklich mediterran. Wenn es da jetzt noch ein Meer gäbe (das Felsenmeer mal ausgenommen), dann wäre das wirklich wie Monaco. Anschauen lohnt sich. Liebe Grüße! Gotthilf 🙂